Ich richte mich seit Jahren nach dem Guide Michelin.
Direkt im Voraus will ich dir mitteilen, dass dies eine persönliche Empfehlung für dich ist, um dir einfach eine Hilfestellung zu bieten.
Ich bin weder mit Michelin in Kontakt, noch werde ich dafür bezahlt – sie wissen nicht einmal, dass ich diesen Text gerade schreibe.
Vorweg einmal zu Michelin und dann will ich dir auch gerne erklären, warum ich von ihnen als Tester so überzeugt bin:
Michelin ist der führende Restaurantkritiker der Welt. Danach kommt auch erstmal nichts.
Das Leben von ambitionierten Köchen richtet sich nach dessen Sternen. Seinen ersten Stern zu erhalten, ist wie zum Ritter geschlagen zu werden – nur besser.
Das Drama ist so hoch, der Status so wertvoll und das Level der Spitzenklasse so intensiv, dass sich bereits einige Köche das Leben genommen haben, nachdem sie einen Stern verloren hatten.
Berühmt wurde Michelin mit seinen 1–3 Sternen und seinem großartigen Ruf als Tester.
Die Sterne bedeuten die Welt.
Den Namen kennst du vielleicht? Richtig! Es handelt sich tatsächlich um den Reifenhersteller.
In den 30er-Jahren – zu einer Zeit, in der noch deutlich weniger Auto gefahren wurde – haben sie einen Guide herausgebracht, in dem sie ihren Reifen-Kunden Restaurants empfehlen, in denen sie gut speisen können.
Von der Marketingabteilung wurde die Geschichte kommuniziert, dass es sich um ein reines Goodie für die Kunden handelt – in Wahrheit wollten sie aber einfach damit auslösen, dass die Kunden mehr Auto fahren und somit ihre Reifen schneller abnutzen.
Daher lag zu Beginn auch der Fokus darauf, Perlen außerhalb der Städte zu finden und zu empfehlen.
Genau diese Perlen weiß ich auch heute sehr zu schätzen, wobei die Städte schon lange nicht mehr vernachlässigt werden und der Guide völlig losgelöst von Reifenverkäufen funktioniert und agiert.
Die Restaurants wurden und werden mit 1–3 Sternen bewertet:
1 Stern: Einen Halt wert
2 Sterne: Einen Umweg wert
3 Sterne: Eine Reise wert
Dabei sind die Definitionen nach heutigem Standard sehr bescheiden:
Als Drei-Sterne-Koch bist du einer der besten der Welt, und bereits mit einem Stern bist du einfach eine richtig coole Socke, die es brutal drauf hat!
An dieser Stelle möchte ich den Köchen da draußen meine Hochachtung aussprechen!
Die enorme Leistung, die sie vollbringen, das extrem hohe Level, auf dem sie konkurrieren, die Hingabe und das jahrelange Training, das man durchlaufen muss, um wirklich zu den Guten und Besten zu gehören – davon kann sich die Welt der Bars und der Spirituosenproduzenten mal eine kräftige Scheibe abschneiden!
Ich bin von ihren Empfehlungen noch nie wirklich enttäuscht worden. 1–2 Mal hätte ich den Laden besser oder schlechter bewertet, aber eine Enttäuschung war noch nie dabei.
Das Spannende ist: Es wird ausschließlich das Essen bewertet.
Nicht der Service.
Nicht die Einrichtung.
Nicht das Besteck.
Nichts anderes.
Ein Irrglaube und eine häufige Ausrede ist nämlich, dass der Stern nur nicht erhalten wurde, weil das Restaurant keine weißen Tischdecken hätte und keinen spießigen Service bietet.
Das ist Schwachsinn und ist unter anderem mit einem legendären Restaurant widerlegt, das sich drei Sterne erkocht hat, obwohl die Gäste auf Bierbänken sitzen.
Neben den positiven Erfahrungen als Gast hat mich aber vor allem eines an dem Guide Michelin überzeugt:
Sie sind nicht käuflich.
Auch das wird ihnen nämlich gerne vorgeworfen.
Ich kann aus erster Hand sagen, dass das nicht der Fall ist.
Erstens: Michelin ist eine sehr geschlossene Organisation, die einen großen Aufwand betreibt, um ihre Tester anonym zu halten.
Zweitens: Ich habe 2011–2012 im Ritz Hotel London gearbeitet.
Zu dem Zeitpunkt war das Hotel im Privatbesitz der Barclay-Brothers. Das Restaurant gilt (zu Recht) als eines der schönsten der Welt.
Problem: Es hatte keinen Stern.
Diese Tatsache hat die Inhaber wahnsinnig gemacht, war ihnen der Status doch ach so wichtig (wofür ich absolutes Verständnis habe!).
Was ich damit sagen will: Gäbe es einen Weg, einen Stern zu erkaufen, dann hätten diese Herrschaften es vollbracht.
Das ist also eine kurze Zusammenfassung, warum Michelin für mich der mit Abstand beste Restaurantkritiker ist und warum ich mich primär nach diesen richte.
Vor ein paar Jahren haben sie eine App herausgebracht, die dir Restaurantempfehlungen für deine Wunschdestination gibt – und diese Empfehlungen haben es in sich und sind durchaus auch bodenständig.
Es ist nämlich ein Irrglaube, dass es sich nur um die Sternebewertungen handelt.
Denn auch für mich – so gerne ich auch Sterne essen gehe – ist es doch wirklich etwas Besonderes (und Teures) und passt oftmals auch gar nicht zu dem, wonach ich mich gerade sehne.
Die wertvollste Auszeichnung ist für mich im normalen Leben daher das Bib Gourmand. Also das Schleckermaul-Reifenmännchen, das ein Restaurant mit einem ausgezeichneten Preis-Genuss-Verhältnis kennzeichnet.
In der Stadt, in der ich wohne, ist die App schon hilfreich – kommt aber so richtig zur Geltung, wenn ich verreise.
Hotels bewerten sie mittlerweile auch – für Reisen ebenfalls sehr hilfreich.
Hier hast du den Link zu der Website, über die du die Restaurants auch finden kannst. Kannst du dir ja mal anschauen:
https://guide.michelin.com/at/de
Ich werde mir jetzt in dieser schönen Stadt einen schönen Tag machen und erstmal was Schönes zu Mittag essen. Ich bin mir sicher, ich werde auch heute nicht enttäuscht.
1 Kommentar
Mark
Cool, hab ich mir installiert 😃
Cool, hab ich mir installiert 😃